Fahnenschwenken

Die schöne Tradition des Fahnenschwenkens trägt schon seit Jahrzehnten zur Bereicherung der Gildenfeste bei. Gleichzeitig ist es auch eine besondere Form der Ehrerbietung des Vereins gegenüber einzelnen Personen, wie z. B. beim alljährlichen Königsschießen, wo zu Ehren des Königs geschwenkt wird, oder bei besonderen Anlässen, wie zum Beispiel ein Jubiläum, eine Einweihung oder eine Goldhochzeit.

Einmal wöchentlich üben die Fahnenschwenker Ihre Kunst entweder auf dem Hubertusplatz oder in der Josef-Schotten-Schützenhalle des Stadtbundes Kevelaer.

 

Hintergründe zum Fahnenschwenken

Im Mittelalter hatte die Fahne oder das Banner eine herausragende Bedeutung, sie war das Kennzeichen einer bestimmten Gruppe z. B. eines Heeres, das in eine Schlacht zog. Die Fahnenträger waren in der Regel besonders mutige Offiziere, denn sie mussten die Fahne hochhalten, solange es ging. Fiel die Fahne, so war die Schlacht verloren. Das Schwenken der Fahne zu besonderen Anlässen war eine Art der Ritter, Ehrerbietung zu zeigen oder Stärke zu demonstrieren. Das Fahnenschwenken der Ritter wurde von den Schützenbruderschaften mit dem ausgehenden Mittelalter übernommen. Das erste Fahnenschwenken einer Schützenbruderschaft in unserer Gegend ist für das Jahr 1408 belegt. Der Herzog von Geldern besuchte das Schützenfest zu Aldekerk und ihm zu Ehren wurde Fahne geschwenkt. Ein anderer Beleg für die alte Tradition ist ein Schützenfest der St. Antonius-Bruderschaft in Wachtendonk im Jahre 1652. König war in diesem Jahr Ritter Arnold van Huyn-Geleern. Als man ihn an seiner Wohnung abholte, schwenkte man ihm zu Ehren die Fahne. Die Bruderschaft wurde reichlich bewirtet. Das Fahnenschwenken scheint also genau so alt zu sein, wie unsere Bruderschaften. Bemerkenswert ist auch die regional unterschiedliche Art, die Fahne zu schwenken. Während im Kölner Raum die Fahne nach der Art der Ritter geschwenkt wird, haben wir hier am unteren Niederrhein eine besondere Form des Fahnenschwenkens, das auch eine religiöse Bedeutung hat. Das Fahnenschwenken so wie es auch von der Hubertusgilde praktiziert wird, stellt die Fesselung und Entfesselung des hl. Sebastianus, dem Patron aller Schützen, dar. Von diesem Märtyrer aus den frühen Jahren der Christenheit wird berichtet, dass er an einen Baum gefesselt wurde und von Bogenschützen mit zahlreichen Pfeilen verwundet wurde. Als er ohnmächtig wurde, hielt man ihn für tot. Die Bogenschützen entfernten sich. Eine fromme Christin namens Irene fand ihn und wollte ihn bestatten. Da aber noch Lebenszeichen in ihm waren, pflegte sie ihn, so dass er wieder gesund wurde. Die mit dieser Begebenheit verbundene Fesselung und Entfesselung wird durch das Fahnenschwenken dargestellt.

Das Fahnenschwenken beginnt mit der Fesselung. Mit sieben Schlägen beginnend über dem Kopf, um den Hals, über den Rücken, um den Bauch, um die Beine, um beide Füße und zum Schluss um die einzelnen Füße wird die Fesselung dargestellt. Danach wird die gleiche Sequenz rückwärts geschwenkt und stellt damit die Entfesselung dar. In dieser Form wird das Schwenken schon seit Jahrzehnten durchgeführt. Dazu erklingt die Musik des traditionellen Fahnenwalzers.

Fahnenschwenken vor 1947

In der Hubertusgilde ist das erste Fahnenschwenken für das Jahr 1933 belegt. Ob vorher bereits eine Fahne geschwenkt wurde und die Tradition bis dahin nur eingeschlafen war oder ob die Hubertusgilde das Fahnenschwenken erst 1933 einführte kann leider nicht mehr nachvollzogen werden. Allerdings sprach man schon damals vom Wiedereinführen einer Tradition. Ob man dies nun aber auf den Verein bezieht oder auf die am Niederrhein bekannte Tradition ist nicht bekannt.

Aus den alten Protokollbüchern kann die folgende Geschichte des Fahnenschwenkens in der Hubertusgilde gezeichnet werden.

Im Jahr 1932/33 hieß der Schützenkönig Leonard Peters. Das nächste Vogelschießen fand am 14. Mai 1933 statt. „Zum ersten Mal traten hier unsere jungen Fahnenschwenker mit ihrer neu erlernten Kunst an die Öffentlichkeit. Die Musik spielte den alten Fahnenwalzer und unser Schwenker Gerhard Hinkers verstand es vorzüglich die Fahne zu schwenken“. Neuer Schützenkönig wurde Jakob Ermers, der bei Geenen wohnte Ihm zu Ehren wurde die Fahne von Willi Peters geschwenkt. Zu später Stunde wurde am Vereinslokal die Fahne dann nochmals von Willi Spolders geschwenkt. Dies ist also das erste belegte Fahnenschwenken der Hubertusgilde im Jahre 1933. Mehr zu der Vorgeschichte erfahren wir aus einer Ansprache des Königs aus dem Jahr 1934, die weiter unten zitiert wird.

Auf einer Versammlung am 24. September 1933 wurde beschlossen, in Zukunft mit drei Fahnen zu schwenken. Drei Fahnenschwenker waren ja bereits ausgebildet, wie sich aus dem Tag des Vogelschießens ergibt. Am 29. April 1934 werden zwei weitere Schwenkfahnen zum Preis von 120,- Reichsmark angeschafft. Beim Vogelschießen 1934 wird wieder die Fahne geschwenkt. In seiner Ansprache spricht der neue König und Festkettenträger dieses Jahres Gerhard Joosten folgende Worte: „Dieses historische Fahnenschwenken, welches am heutigen Tage zum ersten Mal von unseren Schwenkern mit drei Fahnen ausgeführt wurde, haben wir eigentlich unserem Vereinswirt Düngelhoff zu verdanken. Nach kürzerem Überlegen wurde eine Fahne angefertigt. Es wurde eine Bohnenstange als Fahnenstange und ein Aufnehmer als Fahnentuch genommen. Hieraus wurde die Fahne hergestellt. Nun wurde die Fahne geschwenkt, welches aber nicht vorzüglich klappte. Unser Wirt Jupp aber stand auf dem Standpunkt, dass dieses doch eigentlich erlernt werden sollte. Er sagte: Kerls ihr müsst Fahnen schwenken in unserem Verein, damit wir der erste Verein sind, der dieses alte historische Schwenken wieder in Kevelaer einführt“.

So wurde es auch getan. In der Kevelaerer Zeitung wurde im gleichen Jahr ein ganzseitiger Bericht über die Kirmesfeiern in Kevelaer gedruckt. Hier steht unter anderem: „…Auf der festlich geschmückten Treppe des Rathauses über­reichte Gemeindevorsteher Steinberger dem Jubelkönig der St. Hubertusgilde, dem Bauer Gerhard Joosten, unter herzlichen Worten die Festkette. Nach dem Rückzug zum Kapellenplatz und der Abnahme der Festparade der Vereine fand der Zug durch den Ort statt; ein endloser Zug der Vereine bewegte sich durch die reichgeflaggten Straßen Kevelaers. Vier Musikkapellen und Trommlercorps marschierten im Zuge mit. Hiernach wurde von der Hubertusgilde das historische Fahnenschwenken mit drei Fahnen vorgeführt. Die Vorführung fand bei der großen Zuschauermenge starken Beifall.“

Im Festjahr 1934 waren die Fahnenschwenker der Hubertusgilde eine echte Attraktion, weil sie bis dahin in Kevelaer einmalig waren, so wie Vereinswirt Düngelhoff es über ein Jahr zuvor gefordert hatte. Bis zur Einstellung des Vereinslebens, aufgrund des Verbots der kirchlichen Bruderschaften im Februar 1937, finden wir im Protokollbuch noch folgende Eintragungen zum Fahnenschwenken: Am 20. August 1934 werden als Ersatzleute für die Fahnenschwenker Peter Erretkamps und Josef Küppen gewählt und am 17. März 1935 werden als neue Fahnenschwenker Geenen, Beckmann, Maaß und Erretkamps gewählt. Ab Februar 1937 ruht das Vereinsleben und durch die Kriegswirren gehen die Fahnen der Hubertusgilde verloren.

Fahnenschwenken nach 1947

Die Vereinsfahne fand ja bekanntlich 1984 den Weg nach Keylaer zurück, über den Verbleib der Schwenkfahnen ist nichts bekannt, so dass nach dem Krieg im Jahr 1948 zunächst neue Fahnen beschafft werden mussten. Bereits am 25. Mai 1948 war eine erste Schwenk­fahne beschafft worden, und diese wurde schon bei der Fronleichnamsprozession im gleichen Jahr getragen. Auf einer Versammlung am 28. November 1948 wurden als Fahnenschwenker gewählt: Karl Wilbers, Gerhard Beckers, Matthias Boll, Josef Voß und Josef Winkels. Am 6. Februar wurden dann zwei weitere Schwenkfahnen bestellt, damit wieder wie vor dem Kriege mit drei Fahnen geschwenkt werden konnte. Belege hierüber finden sich in den alten Rechnungsunterlagen der Gilde wieder. Aus ihnen ergibt sich auch das Aussehen der alten Fahnen. Diese Fahnen wurden bis zum Jahr 1967 genutzt. Am Ostermontag, dem 7. April 1949, fand dann die Fahnenweihe der neuen Schwenkfahnen statt und das erste öffentliche Fahnenschwenken nach dem Kriege wurde von den Schwenkern der Hubertusgilde vorgeführt.

1950 nahmen die drei Fahnenschwenker Karl Wilbers, Gerhard Beckers und Ernst Schaffers an einem Fahnenschwenken des Bundes in Köln/Leverkusen teil. Im November 1955 hatten die Fahnenschwenker der Hubertusgilde, Corry Rühl, Heinrich Verhülsdonk und Theo van de Meer die Ehre, das Fahnenschwenken bei dem damaligen Bundespräsidenten Theodor Heuss vorzuführen. In der Villa Hammerschmidt wurden die Fahnenschwenker anschließend mit Wein und Rauchwaren bewirtet.

FS-Hammerschmidt

Das Foto zeigt die drei auf den Stufen der Villa Hammerschmidt in Bonn, deutlich sind auf dem Foto auch die Motive der Schwenkfahnen zu erkennen.

Im März 1967 beschloss die Versammlung, anlässlich des Festjahres, neue Schwenkfahnen anzuschaffen. Diese wurden von Heinrich Baumanns, Hermann Breidenbach und Peter Rühl gestiftet. Dies ist auch durch entsprechende Erinnerungsplaketten auf den Fahnenstangen dokumentiert.

Fahnenschwenken heute

Zum heutigen Zeitpunkt umfasst die Fahnenschwenkergruppe der St. Hubertusgilde 20 aktive Fahnenschwenker, darunter 10 Kinder und Jugendliche. Das Miteinander von Jung und Alt – von 11 bis 41 – steht hier an erster Stelle.

Fahnenschwenker-kl

Die Fahnenschwenker, angetreten zur Goldhochzeit von Bernd Everaets im Jahre 2003. Hintere Reihe (von links): Markus Valks, Heinz-Theo Ermers, Gerd Beckers, Dominik Lemken, Manfred Peters, Jens van Leuven, Michael Baumanns. Vordere Reihe (von links): Katharina, Johannes und Viola Hasters, Georg Ermes, Bernd und Willi Peters, Michael Hellmanns, Nadine Haesters.

Gewählter Fahnenschwenkeromann ist Dominik Lemken und als Stellvertreter steht ihm Robert Achten zur Seite. Sie übernehmen die Leitung der Gruppe, das Anlernen von Anfängern und das Üben mit Kindern und Jugendlichen. Die Fahnenschwenker gehören heute der Schießgruppe an und bilden somit eine der Säulen der Jugendarbeit in der Hubertusgilde. Kinder und Jugendliche werden über das Fahnenschwenken an das Vereinsleben herangeführt, um den Fortbestand der Gilde und die Pflege von Traditionen für die Zukunft zu sichern. Die Nachwuchs-Fahnenschwenker sind meist Kinder von Schützenbrüdern, die so aktiv an den Vereinsveranstaltungen teilnehmen können. Um auch diesen jungen Fahnenschwenkern die Möglichkeit zu geben, die Hubertusgilde nach Außen hin zu repräsentieren, verfügt die Hubertusgilde derzeit über 19 Schwenkfahnen. Davon stehen 12 Schwenkfahnen in 4 verschiedenen Größen für den Nachwuchs zur Verfügung, so dass für Kinder und Jugendliche immer eine Fahne in der passenden Größe gefunden werden kann.

Unter den Vereinsveranstaltungen sind besonders unser Patronatsfest, der Königsball und das Vogelschießen hervorzuheben. Insbesondere bei diesen Veranstaltungen tragen die Fahnenschwenker zu einer Verschönerung und einer Bereicherung der Feste bei.

Neben den zahlreichen Vereinsveranstaltungen nehmen die Fahnenschwenker der Hubertusgilde auch an einer Reihe von Preisfahnenschwenken teil. Hierbei wird in drei Altersklassen der Sieger ermittelt. So konnten in den vergangenen Jahren Siege auf Stadtbund-, Bezirks-, Landesbezirk-, Diözesan- und Bundesebene erreicht werden.

In der Hubertusgilde verfügen drei Fahnenschwenker über einer Preisrichterlizenz. Dies sichert die Ausbildung der Nachwuchs-Schwenker nach den derzeit gültigen Regeln für das niederrheinische Fahnenschwenken.

Mehrtagesfahrten, wie zum Beispiel ein Zeltlager oder die Teilnahme an Jungschützentagen, fördern die Gemeinschaft und den Zusammenhalt in der Gruppe.



Fahnenschwenken

Die schöne Tradition des Fahnenschwenkens trägt schon seit Jahrzehnten zur Bereicherung der Gildenfeste bei. Gleichzeitig ist es auch eine besondere Form der Ehrerbietung des Vereins gegenüber einzelnen Personen, wie z. B. beim alljährlichen Königsschießen, wo zu Ehren des Königs geschwenkt wird, oder bei besonderen Anlässen, wie zum Beispiel ein Jubiläum, eine Einweihung oder eine Goldhochzeit.

Einmal wöchentlich üben die Fahnenschwenker Ihre Kunst entweder auf dem Hubertusplatz oder in der Josef-Schotten-Schützenhalle des Stadtbundes Kevelaer.

 

Hintergründe zum Fahnenschwenken

Im Mittelalter hatte die Fahne oder das Banner eine herausragende Bedeutung, sie war das Kennzeichen einer bestimmten Gruppe z. B. eines Heeres, das in eine Schlacht zog. Die Fahnenträger waren in der Regel besonders mutige Offiziere, denn sie mussten die Fahne hochhalten, solange es ging. Fiel die Fahne, so war die Schlacht verloren. Das Schwenken der Fahne zu besonderen Anlässen war eine Art der Ritter, Ehrerbietung zu zeigen oder Stärke zu demonstrieren. Das Fahnenschwenken der Ritter wurde von den Schützenbruderschaften mit dem ausgehenden Mittelalter übernommen. Das erste Fahnenschwenken einer Schützenbruderschaft in unserer Gegend ist für das Jahr 1408 belegt. Der Herzog von Geldern besuchte das Schützenfest zu Aldekerk und ihm zu Ehren wurde Fahne geschwenkt. Ein anderer Beleg für die alte Tradition ist ein Schützenfest der St. Antonius-Bruderschaft in Wachtendonk im Jahre 1652. König war in diesem Jahr Ritter Arnold van Huyn-Geleern. Als man ihn an seiner Wohnung abholte, schwenkte man ihm zu Ehren die Fahne. Die Bruderschaft wurde reichlich bewirtet. Das Fahnenschwenken scheint also genau so alt zu sein, wie unsere Bruderschaften. Bemerkenswert ist auch die regional unterschiedliche Art, die Fahne zu schwenken. Während im Kölner Raum die Fahne nach der Art der Ritter geschwenkt wird, haben wir hier am unteren Niederrhein eine besondere Form des Fahnenschwenkens, das auch eine religiöse Bedeutung hat. Das Fahnenschwenken so wie es auch von der Hubertusgilde praktiziert wird, stellt die Fesselung und Entfesselung des hl. Sebastianus, dem Patron aller Schützen, dar. Von diesem Märtyrer aus den frühen Jahren der Christenheit wird berichtet, dass er an einen Baum gefesselt wurde und von Bogenschützen mit zahlreichen Pfeilen verwundet wurde. Als er ohnmächtig wurde, hielt man ihn für tot. Die Bogenschützen entfernten sich. Eine fromme Christin namens Irene fand ihn und wollte ihn bestatten. Da aber noch Lebenszeichen in ihm waren, pflegte sie ihn, so dass er wieder gesund wurde. Die mit dieser Begebenheit verbundene Fesselung und Entfesselung wird durch das Fahnenschwenken dargestellt.

Das Fahnenschwenken beginnt mit der Fesselung. Mit sieben Schlägen beginnend über dem Kopf, um den Hals, über den Rücken, um den Bauch, um die Beine, um beide Füße und zum Schluss um die einzelnen Füße wird die Fesselung dargestellt. Danach wird die gleiche Sequenz rückwärts geschwenkt und stellt damit die Entfesselung dar. In dieser Form wird das Schwenken schon seit Jahrzehnten durchgeführt. Dazu erklingt die Musik des traditionellen Fahnenwalzers.

Fahnenschwenken vor 1947

In der Hubertusgilde ist das erste Fahnenschwenken für das Jahr 1933 belegt. Ob vorher bereits eine Fahne geschwenkt wurde und die Tradition bis dahin nur eingeschlafen war oder ob die Hubertusgilde das Fahnenschwenken erst 1933 einführte kann leider nicht mehr nachvollzogen werden. Allerdings sprach man schon damals vom Wiedereinführen einer Tradition. Ob man dies nun aber auf den Verein bezieht oder auf die am Niederrhein bekannte Tradition ist nicht bekannt.

Aus den alten Protokollbüchern kann die folgende Geschichte des Fahnenschwenkens in der Hubertusgilde gezeichnet werden.

Im Jahr 1932/33 hieß der Schützenkönig Leonard Peters. Das nächste Vogelschießen fand am 14. Mai 1933 statt. „Zum ersten Mal traten hier unsere jungen Fahnenschwenker mit ihrer neu erlernten Kunst an die Öffentlichkeit. Die Musik spielte den alten Fahnenwalzer und unser Schwenker Gerhard Hinkers verstand es vorzüglich die Fahne zu schwenken“. Neuer Schützenkönig wurde Jakob Ermers, der bei Geenen wohnte Ihm zu Ehren wurde die Fahne von Willi Peters geschwenkt. Zu später Stunde wurde am Vereinslokal die Fahne dann nochmals von Willi Spolders geschwenkt. Dies ist also das erste belegte Fahnenschwenken der Hubertusgilde im Jahre 1933. Mehr zu der Vorgeschichte erfahren wir aus einer Ansprache des Königs aus dem Jahr 1934, die weiter unten zitiert wird.

Auf einer Versammlung am 24. September 1933 wurde beschlossen, in Zukunft mit drei Fahnen zu schwenken. Drei Fahnenschwenker waren ja bereits ausgebildet, wie sich aus dem Tag des Vogelschießens ergibt. Am 29. April 1934 werden zwei weitere Schwenkfahnen zum Preis von 120,- Reichsmark angeschafft. Beim Vogelschießen 1934 wird wieder die Fahne geschwenkt. In seiner Ansprache spricht der neue König und Festkettenträger dieses Jahres Gerhard Joosten folgende Worte: „Dieses historische Fahnenschwenken, welches am heutigen Tage zum ersten Mal von unseren Schwenkern mit drei Fahnen ausgeführt wurde, haben wir eigentlich unserem Vereinswirt Düngelhoff zu verdanken. Nach kürzerem Überlegen wurde eine Fahne angefertigt. Es wurde eine Bohnenstange als Fahnenstange und ein Aufnehmer als Fahnentuch genommen. Hieraus wurde die Fahne hergestellt. Nun wurde die Fahne geschwenkt, welches aber nicht vorzüglich klappte. Unser Wirt Jupp aber stand auf dem Standpunkt, dass dieses doch eigentlich erlernt werden sollte. Er sagte: Kerls ihr müsst Fahnen schwenken in unserem Verein, damit wir der erste Verein sind, der dieses alte historische Schwenken wieder in Kevelaer einführt“.

So wurde es auch getan. In der Kevelaerer Zeitung wurde im gleichen Jahr ein ganzseitiger Bericht über die Kirmesfeiern in Kevelaer gedruckt. Hier steht unter anderem: „…Auf der festlich geschmückten Treppe des Rathauses über­reichte Gemeindevorsteher Steinberger dem Jubelkönig der St. Hubertusgilde, dem Bauer Gerhard Joosten, unter herzlichen Worten die Festkette. Nach dem Rückzug zum Kapellenplatz und der Abnahme der Festparade der Vereine fand der Zug durch den Ort statt; ein endloser Zug der Vereine bewegte sich durch die reichgeflaggten Straßen Kevelaers. Vier Musikkapellen und Trommlercorps marschierten im Zuge mit. Hiernach wurde von der Hubertusgilde das historische Fahnenschwenken mit drei Fahnen vorgeführt. Die Vorführung fand bei der großen Zuschauermenge starken Beifall.“

Im Festjahr 1934 waren die Fahnenschwenker der Hubertusgilde eine echte Attraktion, weil sie bis dahin in Kevelaer einmalig waren, so wie Vereinswirt Düngelhoff es über ein Jahr zuvor gefordert hatte. Bis zur Einstellung des Vereinslebens, aufgrund des Verbots der kirchlichen Bruderschaften im Februar 1937, finden wir im Protokollbuch noch folgende Eintragungen zum Fahnenschwenken: Am 20. August 1934 werden als Ersatzleute für die Fahnenschwenker Peter Erretkamps und Josef Küppen gewählt und am 17. März 1935 werden als neue Fahnenschwenker Geenen, Beckmann, Maaß und Erretkamps gewählt. Ab Februar 1937 ruht das Vereinsleben und durch die Kriegswirren gehen die Fahnen der Hubertusgilde verloren.

Fahnenschwenken nach 1947

Die Vereinsfahne fand ja bekanntlich 1984 den Weg nach Keylaer zurück, über den Verbleib der Schwenkfahnen ist nichts bekannt, so dass nach dem Krieg im Jahr 1948 zunächst neue Fahnen beschafft werden mussten. Bereits am 25. Mai 1948 war eine erste Schwenk­fahne beschafft worden, und diese wurde schon bei der Fronleichnamsprozession im gleichen Jahr getragen. Auf einer Versammlung am 28. November 1948 wurden als Fahnenschwenker gewählt: Karl Wilbers, Gerhard Beckers, Matthias Boll, Josef Voß und Josef Winkels. Am 6. Februar wurden dann zwei weitere Schwenkfahnen bestellt, damit wieder wie vor dem Kriege mit drei Fahnen geschwenkt werden konnte. Belege hierüber finden sich in den alten Rechnungsunterlagen der Gilde wieder. Aus ihnen ergibt sich auch das Aussehen der alten Fahnen. Diese Fahnen wurden bis zum Jahr 1967 genutzt. Am Ostermontag, dem 7. April 1949, fand dann die Fahnenweihe der neuen Schwenkfahnen statt und das erste öffentliche Fahnenschwenken nach dem Kriege wurde von den Schwenkern der Hubertusgilde vorgeführt.

1950 nahmen die drei Fahnenschwenker Karl Wilbers, Gerhard Beckers und Ernst Schaffers an einem Fahnenschwenken des Bundes in Köln/Leverkusen teil. Im November 1955 hatten die Fahnenschwenker der Hubertusgilde, Corry Rühl, Heinrich Verhülsdonk und Theo van de Meer die Ehre, das Fahnenschwenken bei dem damaligen Bundespräsidenten Theodor Heuss vorzuführen. In der Villa Hammerschmidt wurden die Fahnenschwenker anschließend mit Wein und Rauchwaren bewirtet.

FS-Hammerschmidt

Das Foto zeigt die drei auf den Stufen der Villa Hammerschmidt in Bonn, deutlich sind auf dem Foto auch die Motive der Schwenkfahnen zu erkennen.

Im März 1967 beschloss die Versammlung, anlässlich des Festjahres, neue Schwenkfahnen anzuschaffen. Diese wurden von Heinrich Baumanns, Hermann Breidenbach und Peter Rühl gestiftet. Dies ist auch durch entsprechende Erinnerungsplaketten auf den Fahnenstangen dokumentiert.

Fahnenschwenken heute

Zum heutigen Zeitpunkt umfasst die Fahnenschwenkergruppe der St. Hubertusgilde 20 aktive Fahnenschwenker, darunter 10 Kinder und Jugendliche. Das Miteinander von Jung und Alt – von 11 bis 41 – steht hier an erster Stelle.

Fahnenschwenker-kl

Die Fahnenschwenker, angetreten zur Goldhochzeit von Bernd Everaets im Jahre 2003. Hintere Reihe (von links): Markus Valks, Heinz-Theo Ermers, Gerd Beckers, Dominik Lemken, Manfred Peters, Jens van Leuven, Michael Baumanns. Vordere Reihe (von links): Katharina, Johannes und Viola Hasters, Georg Ermes, Bernd und Willi Peters, Michael Hellmanns, Nadine Haesters.

Gewählter Fahnenschwenkeromann ist Dominik Lemken und als Stellvertreter steht ihm Robert Achten zur Seite. Sie übernehmen die Leitung der Gruppe, das Anlernen von Anfängern und das Üben mit Kindern und Jugendlichen. Die Fahnenschwenker gehören heute der Schießgruppe an und bilden somit eine der Säulen der Jugendarbeit in der Hubertusgilde. Kinder und Jugendliche werden über das Fahnenschwenken an das Vereinsleben herangeführt, um den Fortbestand der Gilde und die Pflege von Traditionen für die Zukunft zu sichern. Die Nachwuchs-Fahnenschwenker sind meist Kinder von Schützenbrüdern, die so aktiv an den Vereinsveranstaltungen teilnehmen können. Um auch diesen jungen Fahnenschwenkern die Möglichkeit zu geben, die Hubertusgilde nach Außen hin zu repräsentieren, verfügt die Hubertusgilde derzeit über 19 Schwenkfahnen. Davon stehen 12 Schwenkfahnen in 4 verschiedenen Größen für den Nachwuchs zur Verfügung, so dass für Kinder und Jugendliche immer eine Fahne in der passenden Größe gefunden werden kann.

Unter den Vereinsveranstaltungen sind besonders unser Patronatsfest, der Königsball und das Vogelschießen hervorzuheben. Insbesondere bei diesen Veranstaltungen tragen die Fahnenschwenker zu einer Verschönerung und einer Bereicherung der Feste bei.

Neben den zahlreichen Vereinsveranstaltungen nehmen die Fahnenschwenker der Hubertusgilde auch an einer Reihe von Preisfahnenschwenken teil. Hierbei wird in drei Altersklassen der Sieger ermittelt. So konnten in den vergangenen Jahren Siege auf Stadtbund-, Bezirks-, Landesbezirk-, Diözesan- und Bundesebene erreicht werden.

In der Hubertusgilde verfügen drei Fahnenschwenker über einer Preisrichterlizenz. Dies sichert die Ausbildung der Nachwuchs-Schwenker nach den derzeit gültigen Regeln für das niederrheinische Fahnenschwenken.

Mehrtagesfahrten, wie zum Beispiel ein Zeltlager oder die Teilnahme an Jungschützentagen, fördern die Gemeinschaft und den Zusammenhalt in der Gruppe.