Hintergründe zum Fahnenschwenken

Im Mittelalter hatte die Fahne oder das Banner eine herausragende Bedeutung, sie war das Kennzeichen einer bestimmten Gruppe z. B. eines Heeres, das in eine Schlacht zog. Die Fahnenträger waren in der Regel besonders mutige Offiziere, denn sie mussten die Fahne hochhalten, solange es ging. Fiel die Fahne, so war die Schlacht verloren. Das Schwenken der Fahne zu besonderen Anlässen war eine Art der Ritter, Ehrerbietung zu zeigen oder Stärke zu demonstrieren. Das Fahnenschwenken der Ritter wurde von den Schützenbruderschaften mit dem ausgehenden Mittelalter übernommen. Das erste Fahnenschwenken einer Schützenbruderschaft in unserer Gegend ist für das Jahr 1408 belegt. Der Herzog von Geldern besuchte das Schützenfest zu Aldekerk und ihm zu Ehren wurde Fahne geschwenkt. Ein anderer Beleg für die alte Tradition ist ein Schützenfest der St. Antonius-Bruderschaft in Wachtendonk im Jahre 1652. König war in diesem Jahr Ritter Arnold van Huyn-Geleern. Als man ihn an seiner Wohnung abholte, schwenkte man ihm zu Ehren die Fahne. Die Bruderschaft wurde reichlich bewirtet. Das Fahnenschwenken scheint also genau so alt zu sein, wie unsere Bruderschaften. Bemerkenswert ist auch die regional unterschiedliche Art, die Fahne zu schwenken. Während im Kölner Raum die Fahne nach der Art der Ritter geschwenkt wird, haben wir hier am unteren Niederrhein eine besondere Form des Fahnenschwenkens, das auch eine religiöse Bedeutung hat. Das Fahnenschwenken so wie es auch von der Hubertusgilde praktiziert wird, stellt die Fesselung und Entfesselung des hl. Sebastianus, dem Patron aller Schützen, dar. Von diesem Märtyrer aus den frühen Jahren der Christenheit wird berichtet, dass er an einen Baum gefesselt wurde und von Bogenschützen mit zahlreichen Pfeilen verwundet wurde. Als er ohnmächtig wurde, hielt man ihn für tot. Die Bogenschützen entfernten sich. Eine fromme Christin namens Irene fand ihn und wollte ihn bestatten. Da aber noch Lebenszeichen in ihm waren, pflegte sie ihn, so dass er wieder gesund wurde. Die mit dieser Begebenheit verbundene Fesselung und Entfesselung wird durch das Fahnenschwenken dargestellt.

Das Fahnenschwenken beginnt mit der Fesselung. Mit sieben Schlägen beginnend über dem Kopf, um den Hals, über den Rücken, um den Bauch, um die Beine, um beide Füße und zum Schluss um die einzelnen Füße wird die Fesselung dargestellt. Danach wird die gleiche Sequenz rückwärts geschwenkt und stellt damit die Entfesselung dar. In dieser Form wird das Schwenken schon seit Jahrzehnten durchgeführt. Dazu erklingt die Musik des traditionellen Fahnenwalzers.